November 2007


Schön, wenn man wieder in guten Händen ist.

Meine Punkteliste mit Fragen war diesmal lang und ich schickte voraus, dass ich kürzlich bei einer Gesundheitsumfrage teilgenommen hatte, bei welcher ich nicht bejahen konnte, dass sich jeder Arzt mehr als 10 Minuten Zeit für mich nimmt:

– Reisen: meiner Dienstreise nach Kanada im Frühling 2008 steht angeblich nichts im Wege, Dr. B. lachte fröhlich (habe ich vermisst) und sagte, ja natürlich, Sie bekommen ein ärztliches Attest und eine Kühltasche, fertig, außerdem fahren Sie ja nicht in ein Entwicklungsland.

– Nebenwirkungen: anlässlich des Faktums, dass nun mehr als 3 Monate vergangen sind seit Therapiestart, habe ich eine Liste mit den bisher aufgetretenen Nebenwirkungen erstellt, um es für mich zu wissen und auch, um sie der Akte beizulegen. Dr. B. begrüßte das, warf einen Blick drauf und meinte, das wäre alles normal, gab mir ein paar Tipps im Umgang mit dem Juckreiz.

– Seractil: vom Zahnarzt habe ich aus aktuellem Anlass ein Schmerz- und entzündunghemmendes Mittel erhalten, bei welchem ich mir nicht sicher war, ob es mit Interferon vertragen wird: kein Problem (Wirkstoff: Dexibuprofen).

– Stichstelle: bisher habe ich immer nur in den Bauch gestochen, allerdings auch mal gelesen, dass es zur Bildung von Knoten o.ä. im Fettgewebe kommen kann, wenn man nicht wechselt, was zu einer schlechteren Verteilung der Interferons führen kann. Allerdings reicht offenbar der Bauch, wenn man nur nicht jedes Mal auf die gleiche Seite spritzt, was ich nicht tue, sondern: oberhalb, unterhalb, links und rechts des Nabels. Dass manchmal ein bisschen Blut austritt, sei nicht weiter tragisch, sondern normal.

– Geschwister: ich fragte Dr. B., was für eine Vorgangsweise sie für meine beiden Geschwister vorschlagen würde, von welchen der eine quasi das gleiche Blutbild wie ich vor der Therapie hatte (erhöhte Werte, e-Antigen), nur dass er keine HBV-DNA gemessen hatte, während die andere vorläufig noch ein unauffälliges Blutbild hat, abgesehen von den Antikörpern und Antigenen, aber nicht dem e-Antigen (= Virus repliziert nicht). Dr. B. meinte, es wäre sehr sinnvoll, sich ins Spital zu begeben, wo man auch halbjährliche Kontrollen machen kann inklusive Bestimmung der HBV-DNA, die sozusagen das wichtigste Anzeichen für den Verlauf der Krankheit ist, und eben auch rechtzeitig eingreifen kann, wenn man sieht, dass die Leberwerte abrupt hinaufschnellen: dann wäre nämlich eine Therapie angesagt.

Eben jene HBV-DNA bei mir gibt Hoffnung, sie ist nämlich wieder gesunken von ca. 330.000 beim letzten Mal auf

191.600 IU/ml

Restliche Werte:

Erys 3,7 T/l

Hämoglobin 11,2 g/dl

Hämatokrit 31,0 %

MCV 83,8 fl

MCHC 36,1 g/dl

Leukos 1,76 G/l

Neutros 0,69 G/l

Thrombos 75 G/l

Zusammenfassung für diejenigen, die die Normalwerte nicht im Kopf haben (wieder sind nur jene aufgelistet, die abweichen): Leukozyten wieder mal am Tiefstand, ebenso Thrombozyten, Kontrolle in zwei Wochen wieder.

Samstag abend, 135 µg. Nach der Spritze habe ich fast 15 Stunden geschlafen.

Wenn mich jemand fragt, die wievielte Spritze es ist, schaue ich am Blog nach, meine einzige vollständige Dokumentation der Therapie.

Ärgerlich.

Donnerstag abend kam ich um 22 Uhr hundemüde nachhause, mit dem einzigen Bedürfnis, ins Bett zu fallen und die Augen zu schließen. Mein Mitbewohner fragte mich, ob ich kurz Zeit hätte, und auch die dritte Mitbewohnerin, um in die Küche zu kommen. Als ich reinkam, ploppte ein Korken und er sagte: ich habe den ganzen Abend auf euch gewartet. Heute ist mein Geburtstag. 3 Sektgläser wurden eingeschenkt, Kuchen geschnitten, Meeresfrüchte genascht und ich brachte es nicht über das Herz, den Sekt abzulehnen. In einer größeren Gruppe: kein Problem, weil dann genug andere mitanstoßen. Aber er hatte sich extra Mühe gegeben, auf uns beide gewartet – da kann ich nicht sagen „nein, ich trinke nicht“, vor allem weil es allgemein als üblich betrachtet wird, dass „mit Sekt anstoßen“ weit entfernt von „(be)trinken“ ist. Also leerte ich das Glas, sehr langsam, wehrte dem Nachschenken ab, bekam trotzdem danach Kopfweh (Entzug? Psychosomatisch?).

Von ärztlicher Seite ist alles abgeklärt: laut Dr. B. darf ich ruhig einmal pro Woche ein Gläschen irgendwas trinken, oder zu einem schönen Essen ein Glas Wein trinken, anstoßen usw., nur eben nicht be-trinken. Dennoch wollte ich meiner Leber so wenig wie möglich antun und dann trinke ich doch mal ein Glas und es ist ausgerechnet Sekt. Bäh. Ärgerlich.

Ich hab mich verrechnet: doch noch nicht ein Viertel vorüber. Meine falsche Rechnung war: 12 Spritzen dividiert durch 4 (4 Wochen pro Monat) = 3 Monate, ein Jahr hat 12 Monate, daher sind 3 Monate ein Viertel. Leider hat ein Jahr allerdings nicht nur 12 Monate, sondern auch 52 Wochen, 4 Wochen sind nicht immer ein Monat und die Therapie dauert leider nicht 12×4 Wochen, sondern genau ein Jahr, also 52 Wochen.

Die Zeit zwischen der 11. und der 12. Spritze ist ziemlich schnell verflogen. Mir kommt vor, gestern hätte ich den Beitrag zur 11. geschrieben. 135 µg, diesmal Samstagabend, am nächsten Morgen etwas Schüttelfrost bzw. Heiß-Kalt-Schübe, mangels vertrauenswürdigem Fieberthermometer keine Celsius-Daten verfügbar.

Nun haben wir also 3 Monate. 3 Packungen, 12 Spritzen, ein Viertel von dem, was geplant ist. Nur noch 4 Mal so lange. Die Zeit vergeht wirklich schnell. Interessant sind angeblich die Blutwerte nach 3 Monaten, also bin ich auf den nächsten Termin gespannt, es wurde ja wieder eine PCR gemacht.

Wieder bekomme ich einen Befund, der allerdings schon über einen Monat alt ist. Die Blutwerte sind ähnlich jenen vom Spital, ich werde sie nicht wiederholen, sondern nur die erwähnen, die ausschließlich auf diesem Befund draufstehen, und das sind:

Senkung 1. Stunde 12 mm (<11)

Senkung 2. Stunde 28 mm (<20)

Die erhöhten Werte stehen angeblich für Entzündung.

GOT 36 U/l (< 31)

GPT 36 U/l (< 34)

Ansonsten ist alles in Ordnung, es wurde eine Standard-Untersuchung mit Abhören usw. gemacht, ich erklärte natürlich, wie es zu den erhöhten Werten kommt, aber insgesamt gab es nichts Neues.

19.10. / 06.11.

Erys 3,93 / 3,86

Hämoglobin 11,5 / 11,2

Hämatokrit 33,2 / 32,4

MCV 84,5 / 83,9

Leukos 1,86 / 1,92

Thrombos 86 / 81

MPV – / 11,6

Neutros 0,72 / 0,71

Könnte besser sein. Sorgen machen die Leukozyten: sie sollten mindestens bei 4,0 sein; unter 2,0 reduziert man die Dosis, sowie bei mir, und unter 1,5 oder 1,0 (je nach Arzt) wird die Therapie abgebrochen, weil es zu gefährlich ist, las ich vor einiger Zeit. Thrombozyten sollten bei 150-360 sein, ich hab konstant unter 90, was natürlich auch nicht toll ist. Inzwischen offenbar auch kein gutes rotes Blutbild, aber noch im Grenzbereich. Habe hier nur die Werte aufgelistet, die von der Norm abweichen, die anderen sind ok.

Vor kurzem machte ich eine Umfrage über Gesundheit mit, bei der eine interessante Frage wie folgt lautete: „Nimmt sich Ihr Arzt mehr als 10 Minuten Zeit für Sie?“ Normalerweise würde ich dies bejahen, denn Dr. B. ist stets freundlich, wenn auch flott, lässt mir aber genug Zeit über meine Fragen nachzudenken (und auch ihre Antworten) und meistens habe ich das Gefühl, dass sie mir zuhört. Das letzte Mal allerdings konnte ich meinen Termin nicht bei ihr in Anspruch nehmen, und auch heute war sie unglücklicherweise nicht da – und beide Male hatte ich eher das Gefühl, ein lästiger Patient mehr in der Ambulanz zu sein. Inzwischen vermisse ich Dr. B. richtig, ihr freundlich-fröhliches Lachen, ihre Unbesorgtheit und ihr scheinbares Interesse an mir.

Ein Herr Doktor rief mich heute auf, gab mir eine lasche Hand, ohne mich anzusehen, studierte 2 Minuten meine Akte und fragte dann, wie oft ich pro Woche spritze. Ich erzählte davon, dass die Stelle, wo die Punktionsnadel im August eingedrungen ist, vor einer Woche für 10 Sekunden ziemlich stark wehgetan hat und dass ich seit einigen Tagen einen kurzen Schmerz verspüre, wenn ich versuche, mich aus dem Liegen aufzurichten, so als ob ich einen Bauchmuskelkater hätte, aber eben nur an dieser einen Stelle. Er nickte und hielt es nicht für weiter bedenklich. Dann nahm er Blut ab, einmal fürs Blutbild, einmal die PCR, und noch ehe ich den Pullover wieder hinuntergekrempelt hatte, war er mit einem unfreundlichen „Wiedersehen“ schon entschwunden. Am Nachmittag rief ich an, 135 µg weiterhin, Kontrolle in 2 Wochen – also immer noch nicht besser.

Der 11. Spritze gingen überdurchschnittlich viele Stunden Schlaf voraus – in letzter Zeit bin ich einfach nur müde, sooft der (Arbeits)Tag es mir erlaubt. 135 µg wie bisher, wieder Sonntagabend, ich will ja zurückverschieben.

Am Freitag, 16. November, darf ich wiederkommen, also in etwas mehr als einer Woche.  Werte sind offenbar nicht besser und da Dr. B. nicht da ist, wollen sie sicherheitshalber wöchentlich kontrollieren statt wie normal alle zwei Wochen. 135 µg weiterhin, auf Wiederhören. Der 16. ist dann Tag des Arztes, denn an da habe ich auch die betriebsärztliche Untersuchung und ich bin schon sehr (!) gespannt, was die Ärztin sagen wird.

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