Juni 2008


Frau Doktor D., las ich am Namensschild, ich hatte sie schon mal, sie ist sehr flott und lässt einem kaum Zeit, nachzudenken.

Wie es mir geht? Geht so.

Wie genau? Wie immer.

Das heißt? Könnte schlechter sein.

Sie studierte meine vergangenen Blutwerte, grübelte über den letzten HCV-RNA-Befund, bis ich erklärte, dass das ein Irrtum war.

Sie sah, dass ich am 31.08.08 angefangen hatte und strahlte mich an: bald sind Sie fertig! Ich weiß, sagte ich.

Sie nahm Blut ab, auch für die Serologie, das bedeutet, für die Antikörper, nachdem ich darauf hingewiesen hatte, dass das letzte Mal schon Monate her ist (im November war das).

Die Blutwerte vom 18.06.08:

Erythrozyten 3,49 T/l (4,0-5,0)

Hämoglobin 10,9 g/dl (12,5-16,0)

Hämatokrit 30,7% (38-44)

Leukozyten 1,92 G/l (4,0-10,0)

Neutrophile 0,88 G/l (1,9-8,0)

Thrombozyten 102 G/l (150-360)

Monozyten 0,15 G/l (0,2-0,7)

Leberwerte, gar nicht so schlecht:

AST 38 U/l (bis 31)

ALT 45 U/l (bis 34)

Eisen ok, Triglyceride erscheinen nicht am Befund.

Und:

HBV-DNA (Hepatitis B-PCR quant): 10920 IU/ml

Noch eine log-Stufe (eine Potenz) niedriger. 10 hoch 4 (10^4) IU/ml habe ich „nur“ mehr.

Ich erhielt ein neues Rezept (das letzte!), welches ich wie üblich beim Chefarzt bewilligen lassen musste, der nicht da war, daher dauerte es länger. Außerdem ließ ich die MR-Zuweisung für meine beleidigte Achillessehne bewilligen und machte einen Termin aus (15. Juli), sowie einen Termin für die verordnete physikalische Therapie (1. Juli). Der 7-tägige Zinkleimverband vom letzten Mal hatte auch nichts gebracht, daher waren mir dieser Überweisungen gegeben worden.

135 µg, abends. Packung leer, noch 4 Spritzen.

135 µg, 21 Uhr. Noch 5 Spritzen übrig.

Mittwochs dachte ich mir, 9 Uhr ist eine gute Zeit, zur Ambulanz des Spitals zu gehen. Voll war es, aber bald kam ich dran, zu eben jener dunkelhaarigen Ärztin der letzten Male. Die mich gleich mit einer Freudenbotschaft überraschte: gute Nachrichten! Wir können keinen Virus mehr nachweisen!

Der alte Pessimist in mir setzte sich erst mal hin und fragte dann nochmal: wirklich? Ja, sagte sie, das letzte Mal waren wir ja bei 300.000 IU/ml, jetzt ist er weg! Machen wir also einfach die Spritzen weiter bis zum Ende und sehen dann weiter.

Der alte Pessimist in mir fragte vorsichtig nach dem Befund mit dem Virustiter – und fand sich bestätigt, denn in schöner serifer Schrift stand da:

HCV-RNA 0 IU/ml

Das ist natürlich prinzipiell auch eine Freudenbotschaft: keine HCV-RNA bei mir nachweisbar. Nicht nur keine Antikörper, was vor meiner Therapie gemessen wurde, sondern auch der teure PCR-Test ergab, dass ich keine Kopie des Virusgenoms in mir trage.

Die Interferontherapie mache ich aus dem Grund, dass ich die HBV-DNA loswerden will. HBV. DNA. Zwei wesentliche Unterschiede zu „HCV“ und „RNA“, die aber offenbar nicht aufgefallen sind. Der Ärztin ist es furchtbar peinlich und sie entschuldigt sich im Verlauf der Untersuchung mehrere Male für den Lapsus, der, wie sie meint, später ohnehin aufgefallen wäre.

Die Blutwerte vom letzten Mal (3.6.):

AST 43 U/l (bis 31)

ALT 49 U/l (bis 34)

GGT normal

Leukozyten 1,84 G/l (4-10)

Neutrophile 0,76 G/l (1.9-8.0)

Erythrozyten 3,43 T/l (4.0-5.0)

Hämoglobin 10.7 g/dl (12.5-16.0)

Hämatokrit 30.1% (38-44)

Thrombozyten 114 G/l (150-360)

Leberwerte sind also wieder runter und fast wie normal, die Leukozyten wie üblich, Neutrophile schwächer, Thrombozyten stark wie schon lange nicht. Ich mache bald wieder einmal eine Graphik, dann sieht man es besser.

Sehr verwunderlich für die Ärztin war mein Triglycerid-Wert:

258 mg/dl (50-150)

Darum gab es bei der Blutabnahme gleich 5 Fläschchen für Triglyceride, HBV-DNA, Eisenwerte (aus familären Gründen), normales Blutbild und Leberwerte.

Kurzrecherche im Internet ergab, dass man bei erhöhten Blutfettwerten versuchen soll, sein Übergewicht zu reduzieren (hab ich nicht) oder weniger Alkohol zu trinken (tue ich gar nicht). Gesünder ernähren?

Ich erzählte von den Problemen am rechten Knöchel, inzwischen war ich nämlich wieder beim Orthopäden gewesen (Montag), diesmal behandelte mich der Chef der Praxis, recht witzig und sympathisch, er schaute sich als erster den Vergleich zwischen beiden Knöcheln an und stellte fest, dass die rechte Achillessehne doppelt so stark angeschwollen war, verordnete einen weiteren Zinkleimverband für 7 Tage, 2 Tage Pause, dann wieder Kontrolle und meinte, dass die Achillessehne die stärkste Sehne im menschlichen Körper ist und daher nicht einfach so gereizt oder gerissen sein kann, irgendwas muss passiert sein… mir fällt jedoch nichts ein. Auf die Interferontherapie zu sprechen gekommen lachte er und meinte, wie soll er als Orthopäde wissen, ob die Interferontherapie solche Auswirkungen hat.

In 2 Wochen steht der nächste Spitalsbesuch & Blutkontrolle an.

„#42“ tippe ich in die Titelleiste und bin beeindruckt: zweiundvierzig Spritzen bereits! Es ging doch schneller als ich dachte, kann ich mich ja noch genau an die einstelligen Spritzen erinnern. 135 µg, 18 Uhr, keine bedeutenden Effekte bisher.

Ein schon lange ausstehendes Update: Ganglion bzw. Überbein.

Ich hatte vom Orthopäden eine Überweisung für die Magnetresonanz erhalten und einen ebensolchen Schrieb für die plastische Chirurgie eines Spitals. Glücklicherweise erhielt ich ja die chefärztliche Bestätigung für die MR von „meinem“ Chefarzt und sparte mir somit einen Weg. Für die Chirurgie brauchte ich keinen Termin, es gab zwei Wochentage, an welchen jeder mit Handproblemen einfach reinschauen kann und das tat ich dann auch, wartete 10 Minuten und wurde dann in einen schmalen, 5 Meter langen Gang, begrenzt von jeweils einer Tür geführt, der schlussendlich in einen Behandlungsraum mündete, in welchem an einem Tisch 4 Damen unterschiedlichen Alters in Weiß saßen. Man hieß mich, Platz einzunehmen und fragte nach den Beschwerden. Ich erläuterte die Diagnose meines Orthopäden und 8 Damenhände fassten sowohl sogleich als auch zugleich nach meinem rechten Handgelenk, um den Knubbel zu begutachten. Die außen sitzenden, jüngeren Damen waren, wie ich auf ihrem Namensschild las, Krankenschwestern, die ältere der beiden anderen Dozentin, die jüngere eine Ärztin. Nach etwas Herumgedrücke und unter Zuhilfenahme der Selbstbegutachtung am eigenen Objekt stellten sie einstimmig fest, dass mein Überbein kein Ganglion und mein Ganglion kein Überbein sei – nein – das sei einfach eine Verdickung des Handwurzelknochens und so leid es ihnen tue – einen Knochen würden sie nicht absägen. Ich zeigte die Röntgenbilder her – sie wurden von der Dozentin kaum eines Blickes gewürdigt als sinnlos und falsch zur Seite geworfen, dann die Ultraschallbilder. Ja, meinte die Ärztin, da sei schon etwas, eine Zyste oder so, aber verborgen und klein, wahrscheinlich unter oder neben dem verdickten Knochen. Operation sei aufwändig, dann hätte ich wochenlang Narbenschmerzen, am Ende bliebe noch eine hässliche Narbe am Handrücken zurück – ob ich mir das wirklich antun wolle? Wenn der Knubbel nicht zu sehr schmerze, würden sie alle empfehlen, es einfach zu lassen und bei stärkeren Beschwerden wiederzukommen. Sehr erleichtert, dass nichts aufgeschnitten werde, verließ ich dankend den Behandlungsraum.

Seitdem hat sich eigentlich nichts getan, ab und zu spüre ich eine leichte Schwäche im rechten Handgelenk, Liegestütz habe ich seitdem nicht mehr gemacht. Optisch ist der Knubbel gewöhnungsbedürftig, da er schon auffällt, aber noch von bescheidener Größe, dass er meine Bewegungsfähigkeit nicht einschränkt.

Und ich dachte, sehr schön, endlich mal Ruhe.

Denkste.

Nach einem wiederholten Besuch beim Frauenarzt mit diesmal anderen Erregern musste ich am rechten Fuß, nahe des Knöchels außen, eigentlich genau zwischen Knöchel und Achillessehne, die ja am Rücken des Fußes verläuft, einen ziehenden Schmerz feststellen, der mir nichts dir nichts eines Tages nach dem Aufstehen morgens bemerkbar wurde. Ich hielt es für eine Verzerrung und dachte mir nichts dabei. Am nächsten Tag war der Schmerz stärker und zog sich bis zum übernächsten Tag entlang der Muskeln im Unterschenkel hoch, sodass ich mir Sorgen machte und beinahe schon zum Arzt gehen wollte, wenn der Schmerz am darauffolgenden Tag nicht nachgelassen hätte. Spürte ich es vorher sogar beim normalen Gehen, war von nun an nichts mehr zu merken, nur beim Hocken, Bücken, Knien oder bestimmten Dehnungen spürte ich immer noch den Schmerz von früher. Fast drei Wochen lang dauerte der Zustand an, der es nicht erlaubte, dass ich Schuhe mit Absatz trug oder in Gymnastik ging, ehe ich beschloss, dieser Sache Aufklärung zu gewähren und bei meinem mehr oder weniger bewährten Ganglion-Orthopäden anzurufen. Gestern war ich dort – diesmal bei einer anderen Ärztin (da es eine Gruppenpraxis ist, kann das schon mal wechseln), die zielsicher feststellte: da ist nichts außer Haut, Fett und der Sehnenscheide, das muss also eine Entzündung der Sehnenscheide des Achillessehne sein: hatten Sie letztens einen Sportunfall oder tragen Sie häufig hohe Schuhe? Ich musste beides verneinen, sie verschrieb einen Zinkleimverband für drei Tage, der mir auch gleich in der Ordination von einem geschulten Bandagisten angelegt wurde und gerade noch in den Schuh passte (aber sehr knapp), doch vorher noch fragte ich sie, was sie von meiner Ganglion-Geschichte halte. Sie tapste auf meinem Knubbel herum, meinte, ja, fühlt sich sehr knöchern an, tapste und drückte weiter, meinte weiter, aber da palpitiert doch was, schauen Sie, fühlen Sie, da palpitiert was. Palpitieren heißt klopfen, schlagen, pulsieren, lese ich gerade im Internet nach, ich vermute daher, dass die Ärztin auf das Ganglion draufdrückte, das nachgab und dann wieder nach obensprang – knapp neben dem Knochen. Aber wenn es mit nicht wehtut, meinte sie noch weiter, dann solle ich nichts tun – insofern ein Konsens mit dem Ärztequartett aus dem Spital.

Also habe ich jetzt wieder mal einen schönen weißen Verband aus Mullbinde, nur nicht um das Handgelenk und mit Rivanol, sondern um das Fußgelenk und mit Zinkleim (das entzündungshemmend wirken soll), bis Donnerstag und wenn es gut tat, soll ich Freitag wieder hin für einen neuen Verband über das Wochenende.

Samstag, abends, 135 µg, zwei Versuche, dann klappte es mit starkem Druck vorne dran. Noch 7 Spritzen!

Tralala.. ich geh wieder ins Spital. Heute war es wieder mal interessant. Ich hatte die gleiche junge, dunkelhaarige Ärztin wie das letzte Mal, musste nur ziemlich lange auf sie warten. Sie teilte mir die etwas besseren Blutwerte vom letzten Mal (19.5.) mit:

Erys 3,48

Leukos 1,82

Neutros 0,77

Thrombos 98

AST 58

ALT 79

Gerinnungsfaktoren sind ok, Gamma-GT (GGT) anscheinend auch (39) wieder, im Gegensatz zum letzten Mal. Wie man sieht, sind die Leberwerte auch etwas gesunken, scheint also keine andauernde Entzündung zu sein.

Ich gab meinen ausgedruckten Zetteln mit den Nebenwirkungen her, sie notierte das in der Akte und ging die Liste interessiert durch. Über Blasenschwäche beschweren sich auch viele, meinte sie. Überhaupt schienen alle aufgelisteten Beschwerden durchaus normal zu sein.

Sie fragte, wann ich das letzte Mal die HBV-DNA gemessen hatte. 6 Monate ist das her. Zeit für eine neuerliche Messung, sprachs, und nahm mir ein paar Fläschchen Blut ab. Also jetzt doch wieder messen?

Neues Rezept (das vorletzte), dann hatte ich noch ein paar Fragen:

1) Seit ein paar Monaten ist es im Gegensatz zu Beginn so, dass erstens die Nebenwirkungen nicht am Wochenende nach dem Spritzen eintreten, sondern erst mit 2-3 Tagen Verzögerung, also Montag, Dienstag. Zudem bemerkte ich, dass mir das Spritzen oftmals schwerfällt, soll heißen: ich steche nach ein paar schmerzhaften Versuchen endlich rein, doch als ich den Kolben drücken will, lässt er dies nur sehr schwer zu, es fühlt sich an, als säße vorne in der Spritze ein Pfropfen drinnen oder drauf, der den Flüssigkeitsstrom behindert. Ist das bekannt oder problematisch?

Sie sagte, nein, nicht problematisch. Es komme durch das Spritzen oftmals zur Bildung von Narbengewebe, ich solle die Stelle öfter wechseln oder mal am Oberschenkel spritzen.

2) Seit 10 Tagen schmerzt mich mein rechter Knöchel, d.h. eigentlich vielmehr das Gewebe drumherum, insbesondere dann, wenn man draufdrückt oder ich hocke. Ich bin nicht gestürzt, habe keinen Sport gemacht, es kam einfach so über Nacht, tat erst bisschen weh, am Tag darauf stärker, seitdem ist es gleichgeblieben. Gemeinsam mit dem Faktum, dass ich schon einem einen unerwarteten Schmerz hatte, und zwar im ganzen Oberschenkel, der mich mehrere Tage am normalen Gehen hinderte, gemeinsam mit dem Faktum, dass ich einmal einen kurzen stechenden Schmerz im anderen Oberschenkel hatte, der sich anfühlte, wie wenn jemand mit einem glühenden Eisenstab durch die Muskeln stößt, allerdings nur 10 Minuten lang, gemeinsam mit dem Faktum, dass ich ein Ganglion oder so etwas ähnliches hatte/habe, kommt mir das doch etwas seltsam bzw. unerwartet gehäuft vor. Was man wohl davon halte?

Sie sagte, Muskelschmerzen kommen durchaus während der Therapie vor, das hat sicher damit zu tun. Der Knöchel eher nicht, denn wenn er geschwollen ist, was er ist, und weh tut, deutet das eher auf eine Entzündung hin, was mit der Therapie nicht viel zu tun habe. Sie riet mir, zu einem Orthopäden zu gehen und versicherte mir, dass die Therapie nicht daran schuld wäre. Sehr hilfreich war das leider nicht, muss ich wohl doch zum Orthopäden, dann zum Röntgen, dann wieder zum Orthopäden.. das gleiche Spielchen nochmal wie beim Ganglion oder Überbein.

3) Wie sind die Aussichten nach der Therapie? In 8 Wochen ist es vorbei, und dann? Wie kann ich mein „Leben danach“ planen, kann ich es überhaupt?

Sie sagte mir nur bereits Bekanntes. Dass die Wahrscheinlichkeit der Heilung sehr gering sei, dass es Nachkontrollen gäbe, dass danach wohl eine Re-Therapie mit einem anderen Mittel käme, das nicht so viele Nebenwirkungen aufweisen würde. Einmal im Monat Blutkontrolle wäre dennoch nötig. Es sei gerade letzten Monat ein neues Medikament auf den Markt gekommen und sie würde mit der Oberärztin gerade im Diskurs sein, inwiefern es zur Therapie in diesem Spital eingesetzt werden würde.

Tja, das war’s. Wiederkommen in 2 Wochen, am 18. Juni.