Mai 2008


135 µg, gegen 21 Uhr. Packung leer, noch 8 Spritzen, juhu.

Samstag 19 Uhr, 135 µg. Soweit keine Beschwerden.

Ich habe heute die Gestaltung des Blogs etwas überarbeitet: zum einen wurde das Bild oben (im sog. „Header“), das ein pegyliertes Interferon auf schwarzem Hintergrund darstellte, ausgetauscht gegen eine Serie aus drei Bildern (v.l.n.r.): menschlicher Zellhaufen, Hepatitis-B-Virus und nochmal der Virus. Zum zweiten habe ich endlich den englischen Titel auf eine Wortschöpfung geändert, weiß aber noch nicht, ob das bleibt. Und dann natürlich das generelle Design der Seite, irgendwie wurde mir das alte langweilig und ich wollte was Neues sehen.

Noch ein paar Details zum Zellhaufen: in rot die roten Blutkörperchen, in blau (glaube ich) eine T-Zelle, der Rest ist mir schleierhaft. Am linken Bild sieht man eine farbliche nachbearbeitete Aufnahme von Hepatitis-B-Viren aus dem Elektronenmikroskop, sowohl die runden als auch die länglichen Objekte sind Hepatitis-B-Viren, nur in unterschiedlicher Ausprägung, die runden nennen sich auch Dane-Partikel und die schlauchförmigen Gebilde sind leere Viren, die nur aus Hülle bestehen. Ganz rechts eine Rekonstruktion des Hepatitis-B-Virus am Computer, um die Oberfläche genauer darzustellen, die übrigens aus dem Protein Hbs-Ag besteht, was ja auch bei Blutabnahme gemessen werden kann.

Ich denke, es ist Zeit für ein paar Links.

Die administrativen Funktionen dieses Blogs zeigen mir, wie viele Leute hier auf die Seite kommen auf der Suche nach Informationen. Viel kann ich im Moment nicht tun – meine Recherche hat nicht zu außerordentlich produktiven Resultaten geführt, aber vielleicht kann ich ja ein bisschen für Aufklärung sorgen, das würde mich schon sehr freuen.

Erstmal: hier geht es NICHT um Hepatitis C, hier geht es ausdrücklich um Hepatitis B. Falls ich doch mal etwas zum Hepatitis-C-Virus schreibe, werde ich das extra anmerken. Ansonsten beziehen sich alle Informationen auf den Hepatitis-B-Virus bzw. auf mich selbst.

Kategorie „brauchbare Links“ zu Hepatitis B, Therapie usw. auf deutsch:

1) Labordiagnostik der Hepatitis B: eine sehr brauchbare Seite, wie ich meine. Man findet sämtliche relevanten Blutwerte und was ihre Höhe, ihre Kombination bedeutet: ALT (GPT), AST (GOT), Hbs-Ag, Hbc-Ag, Hbe-Ag usw. Es gibt tolle Graphiken, Tabellen, Infos über chronische Hepatitis B, Bilder vom Virus, Kurven über die Antikörper-Mengen, eine Empfehlung über die Entscheidung zur Therapie – durchwegs sehr empfehlenswert.

2) Laborwerte: was bedeutet MPV? Was sind Thrombozyten? Hier stehen die üblichen Fachbegriffe auf Befunden alphabetisch geordnet gut erklärt da.

3) Konsensusreport zur Therapie von Hepatitis: Eine Art Leitlinie der österreichischen Gesellschaft für Gastroenterologie und Hepatologie, wie man therapieren soll und bei welchen Indikationen was angesagt ist. Leider nicht so ausführlich wie die deutsche Variante, aber dennoch interessant.

4) Packungsbeilage zu Pegasys: Informationen aus dem Beipackzettel zum Interferon, das zur Therapie von Hepatitis B verwendet wird.

5) Artikel über Therapie: von einem österreichischen Hepatologen, beschreibt die verschiedenen Stadien der Hepatitis, Therapiekonzepte, Therapieziele, Kontraindikationen von Interferon und Nebenwirkungen, sowie auch ein paar Nukleosidanaloga (Lamivudin usw.).

„allgemeines Unwohlsein“, wie es so schön heißt. Heiß-Kalt-Schübe. Müdigkeit, Lustlosigkeit, absolut fertig und nicht besonders hungrig, eher noch übel nach dem Essen.

Mich wundert nur das verspätete Eintreten solcher Effekte. Sollten die nicht wenige Stunden nach Spritzen kommen? Oder spritze ich immer in eine Fett-Kuhle, die erst nach ein paar Tagen aufgeht?

Zur dieswöchigen Blutabnahme war ich ganz früh da, am Beginn der Öffnungszeiten. Musste auch nur etwa 15 Minuten warten, dann kam ich bei einer jungen, dunkelhaarigen Ärztin dran, die ich schon mal hatte und recht nett ist.
Hier weitere Blutwerte vom 5.5.08, gemessen wurde nämlich noch die klinische Chemie:
Glucose, Cholesterin etc ist alles in Ordnung.

AST (GOT) 84 U/l
ALT (GPT) 111 U/l
GGT 57 U/l

Alles sollte eigentlich unter 40 U/l sein.
Cholinesterase, alk. Phosphatase und LDH, also weitere Leberwerte, sind in Ordnung, ebenso alle Eiweiße, die bestimmt wurden („Proteinchemie – Immunologie“).

AST und ALT sowie GGT (ich verwende mal diese Abkürzung, da GPT und GOT angeblich die älteren sind) haben mich von ihrer Höhe her sehr überrascht. Bei der betriebsärztlichen Untersuchung waren sie nur ganz leicht erhöht und auch davor nicht so hoch wie nun.
Woher kommt das? Die Ärztin wusste es auch nicht, deshalb war ich zu dieser Blutabnahme gekommen – um zu überprüfen, ob es nur eine Schwankung ist oder nicht. Eine mögliche Erklärung für die Erhöhung könnte sein, dass ich kurz davor mit der Pille angefangen hatte – das erste Mal im Leben. Die Ärztin konnte keinen Effekt der Pille bestätigen, aber auch nicht abstreiten. Wir würden sehen, meinte sie. Mit einem Blick auf die Neutrophilen (0,67) meinte sie dann noch, dass wir auch das nächste Mal auf diese schauen, ob die so niedrig bleiben oder weiter sinken. Dann müsse man nämlich das Interferon auch senken, was eher schlecht für den Erfolg der Therapie wäre, oder ich könnte zellaufbauende Medikamente zu dem Interferon dazuspritzen.

Blutabnahme war dann etwas anstrengend. Sie stach in meine linke Armbeuge, ein kurzer Schwall Blut tropfte in das Plastikgefäß, dann war Schluss. Sie wunderte sich laut und versuchte, die Nadel zurecht zu rücken. Nichts, nicht ein Tropfen. Dann bewegte sie die Nadel in meinem Arm hin und her, sagend, dass sie nur den richtigen Winkel zu finden braucht, während mir etwas schlecht wurde, weil ich mir blöderweise vorstellte, wie die Nadel, die im 5? mm hohen Blutgefäß steckt, durch das Hin- und Herbewegen wahrscheinlich alles mögliche in der Gegend aufschlitzt (weh tat es aber überhaupt nicht). Sie steckt eine zweite Eprouvette an – wieder nichts, kein Tropfen. Schließlich gab sie auf und wandte sich meiner rechten Vene zu, wo es nach ähnlichen Anfangsschwierigkeiten dann besser ging. Komischerweise tat meine Armbeuge noch Stunden nach der Blutabnahme weh, sobald ich den Arm heben wollte, die angekündigten blauen Flecken links und rechts sind nicht so ausführlich ausgefallen.

Nach Nebenwirkungen fragte sie auch, und schrieb in die Akte: NW idem, Cave Neutros, was ich als „die gleichen Nebenwirkungen, aufgepasst auf die Neutrophilen“ interpretiere.

Wiederkommen in 2 Wochen am Dienstag.

19 Uhr, 135 µg. 10 Spritzen noch… morgen ist Blutabnahme.

19 Uhr, 135 µg.

Nicht so gute Blutwerte vom letzten Mal (5.5.), daher Kontrolle in zwei Wochen (Neutrophile niedrig).

Leukos: 1,79
Neutros 0,61
Erys 3,69
Hämoglobin 11,3
Hämatokrit 32,0
Thrombos 98

Ich glaube, diesmal habe ich ewig gewartet, so fühlte es sich jedenfalls an. Oberärztin Dr. H. war meine heutige Ansprechpartnerin und erkundigte sich gleich nach meinem Wohlergehen. Ich begann mit meiner Fragenliste.

a) Wird das Interferon bei besseren Werten noch erhöht oder bleibe ich bei 135 µg? Bei einer der vorherigen Ärztinnen hieß es nämlich, dass mehr Interferon die Therapiechancen erhöht.
Mit einem Blick auf meine Blutwerte meinte sie, dass wir bei 135 µg bleiben, denn so gut seien die auch wieder nicht.

b) Wie stehen Sie zu einer Ganglion-Operation während der Therapie? Problematisch? Soll ich das im Haus machen?

Kein Problem.

c) Warum wird die HBV-DNA; sprich der Titer nicht mehr gemessen? Ist der Titer nicht ein Indiz dafür, wie infektiös ich bin? Gemäß den deutschen Leitlinien zur Hepatitis-B-Therapie sollte der Titer während des Therapieverlaufs kontrolliert werden, auch wenn die Fachwelt sich nicht darauf einigen kann, dass man aus dem Titer etwas über den Erfolg der Therapie herauslesen kann.
Hier hielt sie mir einen langen Vortrag über Infektiösität. Der Titer ist in doppeltem Sinne unnötig: erstens widerspiegelt ein hoher Titer keinen temporären Misserfolg der Therapie und umgekehrt. Zweitens sollte oder würde ein hoher Titer mein Verhalten nicht ändern, insofern ist es unnötig ihn zu bestimmen. Dr. H. meinte auch, dass ich meinen Arbeitskollegen nichts hätte sagen müssen oder sollen, da die Infektionsgefahr ohnehin gering sein würde. Als ich die Geschichte mit dem Kollegen und Speichelspritzer erzählte, lachte sie und meinte, genau so was wolle man verhindern – warum sollte ein HepB-Patient diesbezüglich Probleme in seiner Umwelt bekommen, nur weil sie überempfindlich reagiert? Die einzige Empfehlung, die sie abgab, war, dass nahe Kontaktpersonen, zum Beispiel solche, die im gleichen Haushalt leben, sich impfen lassen sollten, alle anderen müssten nicht einmal davon erfahren.

d) Was geschieht, nachdem dieses Jahr der Therapie abgeschlossen ist bei positivem und bei negativem Ausgang?
News: die Therapie dauert nicht 52 Wochen, wie mir bisher gesagt wurde, sondern nur 48 Wochen, d.h. ich wäre im August fertig damit. Dann würde man 3 und 6 Monate später eine DNA-Titer Kontrolle nachschieben, um zu sehen, ob der Virus unter 10^4 U/ml ist (das ist nicht die Nachweisgrenze, aber eine Grenze, unter welcher man sagt, dass die Therapie erfolgreich ist). In 30% der Fälle würde das geschehen, der Rest würde mit einer Tabletten-Therapie fortsetzen: Nukleosidanaloga, die im Gegensatz zum Interferon direkt den Virus an seiner Vermehrung stören sollen. Im Krankenhaus würde man mit Telbivudin behandeln, einem Medikament, das vor kurzem in der EU zugelassen wurde und am vielversprechendesten in Studien reagieren konnte (im Vergleich zu Adefovir und Lamivudin). Es wird einmal täglich eingenommen (600 mg Tablette, ojemine), auf wie lange, war mir nicht klar – mir wurde erklärt, dass es das Medikament der Wahl bei älteren Patienen wäre, da es nicht so schlimm sei, wenn sie ihr ganzes Leben Tabletten schlucken müssten, und auch bei Patienten, die die Interferontherapie erfolglos hinter sich gebracht hätten. Der Preis bewegt sich zumindest im Internet um die 500 € für 28 Stück, also knapp ein Monat, insofern etwas weniger als die Hälfte von Interferon, aber dennoch nicht billig.
Hier gibt es nähere Informationen dazu:
Allgemeines (deutsch)
Fachliche Infos zum Medikament (Novartis, pdf-Datei, englisch)
Studien-Beschreibung und weiterführende Links (Pharmazeutische Zeitung, deutsch)
Packungsbeilage von Novartis (pdf-Datei, deutsch)

Blutwerte vom letzten Mal (7.4.08)

Leukos 2,10
Neutros 0,74
Erys 3,43
Hämoglobin 10,5
Hämatokrit 29,5
Thrombos 90

Danach schaute ich in der plastischen Chirurgie vorbei wegen des Ganglions und erkundigte mich, wie es mit den Terminen aussieht: keine Terminvergabe, man komme einfach Dienstag 11 Uhr oder Freitag 9 Uhr (und mache sich auf lange Wartezeiten gefasst). Dann zum Chefarzt wegen des neuen Rezepts, der auch meine MRT-Bewilligung unterschrieb – zum Glück, denn so erspare ich mir einen weiteren Weg.

Zeckenimpfung dann gleich danach, diesmal sind die Nebenwirkungen zum Glück nicht so schlimm, nur ein leichtes Taubheitsgefühl im Arm, aber er ist voll einsatzfähig, auch am Tag danach.

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